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Meditationen - Leben bedeutet immer Bewegung

Leben bedeutet immer Bewegung

 

Und hier komme ich ganz konkret auf Ihren Satz zurück,
in dem Sie sagen:

»Zu seinem eigenen Leben mit allen Konsequenzen stehen ist ein Thema, das mich seit langem beschäftigt, das aber nicht so leicht zu bewältigen ist!«

Das erfordert zunächst einmal eine genaue Bestandsaufnahme, klare Erkenntnis der eigenen Grenzen und Möglichkeiten und das notwendige Eingeständnis der Einschränkung der eigenen körperlichen Bewegungsfähigkeit, welches dann zur konkreten Annahme der Gegebenheiten führen soll oder muss oder auch schlicht führt, indem ich mich innerlich klar dazu bekenne und ein JA dazu spreche!

Das ist leichter gesagt als getan. Es erfordert einen Reifungsprozess, der lange und schwierig ist, der ein klares Denken voraussetzt und den Willen, sich entsprechend der Einsicht für das Notwendige auf die gegenwärtigen Verhältnisse einzustellen und das Beste daraus zu machen.

Ich gebe ehrlich zu, dass ich noch lange nicht soweit bin, meinen Zustand mit Gelassenheit anzugehen und mich unveränderlichen Dingen zu beugen und sie anzunehmen.

Natürlich kommt hierbei auch hinzu die jeweilige Mentalität und die Erziehung, mit gewissen Dingen umzugehen und sich den Realitäten zu beugen und diese zu akzeptieren. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zum gleichen Ergebnis der Überlegungen des Jahres 1989, in dem ich diesbezüglich formulierte: »Die Antwort darauf muss jeder für sich finden, eine für alle gültige Antwort gibt es nicht. Ich kann dem anderen meine Sicht als Hilfe anbieten, er muss aber daraus selbst seine Antwort finden, die erheblich von meiner abweichen kann, weil jeder seine eigene Sicht und Erlebniswelt hat. «

Das bezieht sich nicht nur auf eine Behinderung, sondern auf das ganze Leben, das mehr oder weniger bewältigt werden will. Es erfordert letztlich ein JA zum Leben, ein JA zu jeder Bewegung, die alle Höhen und Tiefen einschließt, mit dem ungebrochenen Vertrauen, dass der Schöpfer allen Lebens uns seine erhaltende Kraft verleiht!

Leben bedeutet immer Bewegung. Wo sich nichts mehr bewegt, ist kein Leben mehr, herrscht Stillstand, ist »Starre«, ist alles tot! Bewegung bedeutet sowohl in der Natur als auch im menschlichen Leben Empfangen, Keimen, Wachsen und Gedeihen, Blühen und Vergehen, Wind, Sturm, Regen, Eis und Schnee.

Im menschlichen Leben kommen hinzu die Sinne, Gefühle, Stimmungen und Schwingungen, schlicht alle Empfindungen, die sich in Höhen und Tiefen ausdrücken, was wir mit Freud und Leid umschreiben.

Je nach unseren Anlagen und Erkenntnissen sowie Ausprägung unserer Gefühle empfinden wir Schwankungen mal mehr, mal weniger. Mal sind oder fühlen wir uns schon durch ein einziges Wort verletzt, mal kann uns das Schwerste nicht erdrücken oder erschlagen. Es kommt also immer darauf an, wie wir selbst zu uns stehen und was wir uns zutrauen, wieweit wir innerlich gefestigt sind! Hier spielen Erfahrungswerte eine große Rolle. Solange wir leben, sind wir also ständig in Bewegung, bewegen wir uns mal mehr, mal weniger, mal frei, mal eingeschränkt.

Leben bedeutet also immer fortwährende und fortschreitende Entwicklung, ständige Veränderung, immer wieder neu Schaffendes; somit entstehen immer wieder neue Situationen, die wiederum neue Anforderungen auslösen, denen wir uns stellen müssen.

Leben ist demnach ein ständiges Kommen und Gehen, ein Auf und ein Ab. Unsere Aufgabe ist es, diesen ständigen Wechsel zu bewältigen. Wir sind also gezwungen, wollen wir leben, immer im »Fluss«, d.h. also fließend = in Bewegung zu bleiben.

Der Mensch ist von Gott in die Ewigkeit für die Ewigkeit gesetzt und unser Erdenleben ist eine vorübergehende, sich entwickelnde und entfaltende Bewegung auf diese Ewigkeit hin. Er hat uns aufgegeben, mit den von ihm uns verliehenen Anlagen und Talenten und den daraus sich ständig neu entwickelnden Erkenntnissen unser Sein zu erfüllen und letztlich auf Ihn, unseren Ursprung, hinzustreben. Und dieses Streben treibt uns vorwärts, ist ständiges Bewegen, hält uns in Atem.

Es ist geradezu natürlich, dass in dieser Bewegung - wie in einem Fluss sich Wellen bilden - Höhen und Tiefen entstehen, die durchgestanden werden wollen und auch müssen. Und dazu ist es notwendig, sich auf diese Gegebenheiten, sprich: Realitäten einzustellen, einzulassen und nicht dagegen zu stemmen, sich auch den Tiefen zu stellen, in der Hoffnung, dass diese bald überwunden sind oder mit der Kraft Gottes durchgestanden werden können, selbst wenn diese länger andauern, als uns lieb ist und zunächst angenommen.

Es scheint mir daher wichtig zu sein, unsere Spiel- und Bewegungsräume immer wieder neu zu ergründen, den Realitäten anzupassen, damit wir selbst in der Einschränkung unserer Bewegungen noch eine Chance haben und sehen, was noch möglich ist, und diese voll ausloten. Wenn wir uns so bewegen, werden wir erkennen, dass noch vieles möglich ist, was wir gar nicht mehr für möglich gehalten haben.

(Aus einem Brief an eine ehemalige Krankenschwester)
Königswinter, den 1. Februar 1993


© Heinz Pangels, 02/1993

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© Heinz Pangels, 2009

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