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Meditation - O Mensch

O Mensch - wo eilest du hin?
Eine Meditation zur Besinnung

Die Meditation "O Mensch, wo eilest du hin?" geht auf ein Manuskript
aus dem Jahr 1986 zurück, das während eines Reha-Aufenthaltes entstand.

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O Mensch, wo eilest du hin? Den ganzen Tag hastest du deinen Terminen nach, und immerzu versuchst du, noch neue unterzubringen. Der neue Tag ist, noch ehe er begonnen hat, bereits total verplant. Von früh bis spät hastest du und versuchst, dein dir gestelltes Soll zu erfüllen.

Du hetzest deinen Aufgaben, deiner Arbeit nach, glaubst und bist überzeugt, dies sei das Wichtigste, weil in der heutigen Gesellschaft nur noch Leistung zählt und nur noch der Mensch Ansehen genießt, der sie erbringt. Überall wird dir geraten, Prioritäten zu setzen, und vor lauter Prioritäten vergisst du das Wesentlichste, dein Leben bewusst zu leben.

Für Deinen Schöpfer hast du keine Sekunde Zeit und somit auch nicht für dich. Halte inne und besinne dich!

Wenn du abends nach Hause kommst, erwartest du von deiner Familie, dass sie auf deine Bedürfnisse eingeht, Rücksicht auf deine Müdigkeit nimmt, deine Fernsehwünsche respektiert. Und nach Programmschluss fällst du müde und matt vom Sessel ins Bett. Du möchtest nun schlafen, um am anderen Morgen wieder fit zu sein. Für die Anliegen deiner Familie hast du kaum ein Ohr und überhörst vieles. Freude am Leben empfindest du schon lange nicht.

So hastest du von Woche zu Woche.  Selbst die Wochenenden sind bei dir total verplant mit Sport, Verein oder Verband. Immerzu bist du in Aktion und fühlst dich schon krank oder überflüssig, wenn du einmal etwas Leerlauf verspürst. Du fühlst dich mitunter ertappt, wenn du keine Leistung erbracht hast, für die sonst ein Gegenwert steht.

Für Deinen Schöpfer hast du keine Sekunde Zeit und somit auch nicht für dich. Halte inne und besinne dich!

Und so eilen die Jahre ins Land, und mit ihnen eilst auch du und glaubst, du wärest ein gemachter Mann. Dabei merkst du nicht, dass andere, Freunde und Nachbarn sowie jüngere Kollegen an dir vorbeiziehen. Immerzu läufst du hinterher, vergisst, dass du älter und schwächer und somit müder geworden bist. Ständig wunderst du dich, dass der Abstand immer größer wird; dennoch versuchst du, mitzuhalten, läufst und läufst, bis dir der Atem wegbleibt und du nach Luft ringst.

Du versuchst es zu überspielen, willst stark sein, es anderen nicht zeigen, wie schwach du dich fühlst. Du kannst es dir nicht leisten, schwach zu sein, obwohl dies bereits der Fall ist. Du spürst, dass du aussetzen musst, bevor es ganz zu Ende ist. Du denkst: »Alles darf kommen, nur das nicht«. Du weißt es selbst, welchen Raubbau du mit deinen Kräften getrieben hast, wolltest es aber nicht wahrhaben. Nun ist der Augenblick da.

Für Deinen Schöpfer hast du keine Sekunde Zeit und somit auch nicht für dich. Halte inne und besinne dich!

In der Klinik erwachst du aus deiner Ohnmacht. Du bist aus deiner Bahn geworfen. Himmel und alle Welt rufst du nun an: »Das darf doch nicht wahr sein!« Für Monate bist du außer »Gefecht« gesetzt. Du glaubst noch immer, ohne dein Tun und deine Leistung ginge die Welt zugrunde! Zermarterst dir den Kopf, ob auch alles richtig läuft. Noch immer erkennst du deine Chance nicht.

Erst wehrst du dich! Dann aber wird es langsam still. In dieser Stille findest du allmählich zu dir selbst und kommst zur Besinnung. Zwar geht dir diese Stille aufs Gemüt und zehrt an deinen Nerven. Aber dennoch erkennst du, dass sich hier für dich eine Chance auftut.

Nun hast du auch Zeit für Deinen Schöpfer und kommst allmählich zur Ruhe und somit zu dir selbst. Nutze die Zeit, die dir gegeben ist, halte inne und besinne dich. Danke Deinem Schöpfer für diese Spanne Zeit und für die Möglichkeit zu erkennen und zu reifen. Beides wird nur in Schmerzen geboren.

In dieser Zeit lernst du zu erkennen, dass es neben der Arbeit noch andere Dinge gibt, die Glück vermitteln. Plötzlich entdeckst du Fähigkeiten, die verborgen in dir schlummerten, die dich nun innerlich mit Freude und Stolz erfüllen, weil sie dich über deine bisherige Arbeit hinausheben und dich auch ein Stück freier machen.

Auch wenn in dir die Erkenntnis heranwächst, deiner bisherigen Arbeit nicht mehr voll oder gar nicht mehr nachgehen zu können, wirst du dich nicht aufgeben, weil dir gleichzeitig eine Kraft zuwächst, anderes als bisher weiterzuleben. Jedem Schmerz wohnt Heil, Licht und Weg inne!

Diese Erkenntnis ist schmerzlich. Sie tut weh, weil es heißt, Abschied zu nehmen von alten Gewohnheiten, weil sie von dir ein Umdenken fordert. Wenn du dich im Innern zu einem Ja durchringst, wird es dir gelingen, neu zu beginnen.

Der vermeintliche äußere Verlust an Lebensqualität wird mehr und mehr durch einen inneren Gewinn aufgehoben, der dich zunehmend mehr und mehr beglückt und zufrieden werden lässt. Schenke deiner inneren Stimme Gehör und verschaffe ihr Platz. Dann wirst du auf eine ganz andere Weise schöpferisch tätig, die eine neue Qualität darstellt. Du wirst ein ganz anderes und vielleicht auch ein ganz neues Leben führen, in dem du mehr von innen her lebst. Für diese Chance danke deinem Schöpfer.

Nicht jeder Mensch muss diesen Weg gehen. Es gibt auch andere Wege und Möglichkeiten. Vielleicht wäre es für dich gut, hierüber eine Weile nachzudenken und sich dabei des Bibelwortes »Was nützet es euch, wenn ihr die ganze Welt gewinnet, aber Schaden leidet an der Seele« zu erinnern.

Darum halte von Zeit zu Zeit inne und besinne dich. Suche die Stille und frage dich, auf welchem Weg du bist, und ob du auf diesem vor Deinem Schöpfer bestehen kannst.

- o -

Veröffentlicht später mit einem Abschnitt zur Jahreswende 1989 und dem Untertitel: "Gedanken zur Jahreswende" im Buch "Vertrauter Umgang mit Gott – Denkanstöße", Verlag Haag + Herchen, Frankfurt/Main 1996, S. 23 - 25

© Heinz Pangels, 11/1986

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© Heinz Pangels, 2005 - 2008

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