Seligpreisungen eines Behinderten
Zur "Woche für das Leben" vom 10. - 16. Mai 1998
Selig sind
die,
die mich von Geburt an angenommen haben, wie
GOTT,
der
Schöpfer,
mich geschaffen hat.
Selig sind
die,
die mir Zuneigung und Zärtlichkeit schenkten,
die mir Liebe und Geborgenheit vermittelten.
Selig sind
die,
die auch dann
JA
zu mir sagten. wenn andere ganz erhebliche Bedenken hatten und ich von Amts
wegen als "geistig minder-bemittelt" gehandelt wurde.
Selig sind
die,
die mir ihre Hände entgegenstreckten und mir Halt gaben,
wenn ich auf wackligen Füßen stand.
Selig sind
die,
die meine Bewegungseinschränkungen sahen,
mir halfen. diese soweit wie möglich auszugleichen.
Selig sind
die,
die mir Mut machten. selbst ein JA zum Leben zu sagen.
die mich. wo immer sie konnten, mit Geduld unterstützten.
mich in meinem Vorwärtsdrängen stärkten.
Selig sind
die,
die sich Mühe gaben. mich zu verstehen,
wenn einmal meine Spastik mir die Sprache hemmte.
Selig sind
die,
die sich mit mir freuten oder mit mir traurig waren.,
wenn ich Freude empfand oder mir zum Weinen zumute war,
die mit mir lachten und fröhlich waren.
Selig sind
die,
die mich trösteten. wenn ich einmal Kummer hatte,
die für mich da waren, wenn ich ihrer Hilfe bedurfte.
Selig sind
die,
die mir durch ihren Beistand Sicherheit und Zuversicht gaben,
die durch ihr Vertrauen zu mir mein Selbstvertrauen stärkten.
Selig sind
die,
die mir einen Weg zeigten und mich streckenweise begleiteten,
die mich medizinisch betreuten und mich mit Geduld pflegten.
Selig sind
die,
die meine Begabungen und Fähigkeiten erkannten,
die mich beruflich berieten und gefördert haben.
Selig sind
die,
die mir einfach etwas zutrauten und mir vertrauten,
die sich Zeit für mich nahmen, mich nicht im Stich ließen,
wenn ich sie einmal
brauchte.
Selig sind
die,
die mir mit Geduld und Ausdauer beistanden,
mich immer wieder zäh herausgefordert haben.
Selig sind
die,
die mich mit allen meinen Fehlern und Schwächen angenommen
und ertragen haben. die mit mir und an mir gelitten haben,
die mich aber nie aufgaben.
Selig die
Frau,
die mich so genommen, wie ich nun einmal war, die mir Verständnis
entgegenbrachte und Aufmerksamkeit schenkte, die mir vertraute und auf mich
baute, ein gemeinsames Leben mit mir führen zu können, die sich auch traute,
Kinder von mir zu empfangen und zu gebären; die mir Geborgenheit und
Sicherheit vermittelte, damit ich mich beruflich und privat entfalten
konnte, die mir in guten und schweren Zeiten zur Seite stand, die alle
Mühsal auf sich nahm,
um mich vor falschen Anwürfen zu schützen, die auch heute noch nach über
dreißig Jahren an meiner Seite steht und über mein Wohl und Wehe wacht.
Selig die
Eltern,
die ihr behindertes Kind mit Liebe umsorgten. es groß zogen und
ihm verhalfen, ein eigenständiges, sinnerfülltes Leben zu führen,
die an ihr Kind glaubten und ihre ganze Kraft dafür einsetzten.
Selig die
Frauen und Männer,
die einen jeden von uns aufgenommen, angenommen und
ernst genommen haben, die mit Freude und Enthusiasmus
uns zur Seite standen und mit uns kämpften, ein menschen-
würdiges, mit Freude erfülltes Leben zu führen.
Sie alle werden im Himmel Freude und Freunde haben und
bei Gott Wohlgefallen finden.
© Heinz
Pangels, 1998
ERSTVERÖFFENTLICHUNG IM „ANZEIGER FÜR DIE SEELSORGE“
Nr. 05/1998, S. 254