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Meditation - Behindert - und dennoch

Behindert - und dennoch Gottes Geschöpf

Ich bin behindert, ja, das stimmt. Dennoch bin ich ein Geschöpf Gottes, das sich von IHM angenommen und geliebt weiß. ER hat mich gewollt. ER will, dass ich lebe und glücklich bin. IHM gegenüber brauche ich mich nicht zu rechtfertigen oder gar zu verstecken. Auch wenn ich spastisch gelähmt und auf Hilfe angewiesen bin, muss man mich nicht bedauern, denn ich bin ein fröhlicher Mensch. Ich muß weder versteckt, noch ausgegrenzt, noch ausgesondert werden: Ich bin durchaus zum Ansehen, habe lesen, schreiben und rechnen gelernt, und reden kann ich auch.  So habe ich einen Beruf erlernt und ihn fast vierzig Jahre ausgeübt. Ich setze den Anspruch, lieben zu dürfen und geliebt zu werden. So habe ich mir auch „erlaubt“ zu heiraten und zwei gesunde Kinder zu haben, die nun inzwischen ihren eigenen Weg gehen.

 

Trotz meines Handicaps kann ich vielen helfen, so, wie auch mir geholfen wurde und wird. In früheren Zeiten haben fromme Frauen und Nonnen uns umsorgt und waren um unser Heil und unsere Bildung bemüht. Im »Dritten Reich« wurden wir ausgesondert, vergast oder auf andere Weise umgebracht, denn wir wurden als »unwertes Leben« gehandelt, so auch ein Kölner Schulkamerad, der wegen einer Polio im Rollstuhl sitzen mußte und »an einer Lungenentzündung starb«.

Nun leben wir in einer reichen Gesellschaft, in einer Leistungs- und Erfolgsgesellschaft, in der es nur nach Aufwand und Besitzstand geht, in der nur nach Kosten und Nutzen gefragt wird. Da wird es schon wieder für manche Eltern schwierig, sich zu einem behinderten Kind zu bekennen, es anzunehmen und mit viel Mühe großzuziehen.

Da wird schon bei vorgeburtlichen Untersuchungen in der Beratung darauf hingewiesen, dass in diesem oder jenem Fall eine Behinderung auftreten könnte, wodurch später erhebliche Kosten verursacht werden.

Da wird schon im gewissen Sinne Druck auf die Eltern ausgeübt, sich zu überlegen, ob sie diese Kosten der Gesellschaft aufbürden wollen? Es wird vielfach direkt oder indirekt auf eine Abtreibung hingewiesen und eine solche nahegelegt und auf diese Weise schon wieder Selektion betrieben.

Wir leben in der Wahnvorstellung, wir könnten in einer »heilen Welt« leben, ganz befreit von menschlichem Leid und jeglicher Behinderung. Dabei vergessen wir alle, dass menschliches Leid ein Stück menschlicher Unvollkommenheit ist. Der Schöpfer hat auch uns Talente und Fähigkeiten verliehen, die wir gebrauchen sollen, können und müssen. Viele von uns haben zu allen Zeiten bewiesen, dass sie Geist und Fähigkeiten besitzen, ihr Leben zu meistern, es selbst sinnvoll zu gestalten und ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu sein. So sie denn menschlich ist.

So möchte ich allen eindringlich zurufen: Laßt uns leben und behindert uns Behinderte nicht, denn auch wir gehören, wie der Schriftsteller Jürgen Knop, selbst Spastiker, es einmal formulierte, zu »Gottes guter Schöpfung, von IHM gewollte und geliebt«.  
So rufe ich allen verantwortlichen Menschen zu: 

Laßt uns leben, helft uns zu leben, damit wir unser Leben sinnvoll gestalten können und vielleicht auch dadurch sinnstiftend wirken.

Erstveröffentlichung
in: ANZEIGER FÜR DIE SEELSORGE, 05/1999 
zur Woche für das Leben 02. - 09.05.1999
und auch in: Amitie des Personnes Handicapees,
152. lettre, 01-02/2000, S. 11 mit Grafik

© Heinz Pangels, 1999/2000

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© Heinz Pangels, 2009

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