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Meditationen - Leiden als Herausforderung

Leiden als Herausforderung oder

Mitwirkung am Erlösungswerk CHRISTI

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Betrachtungen eines Betroffenen zum Apostolischen Schreiben SALVIFIZI DOLORIS von Papst Johannes Paul II. „Über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens“ auf Grund der Ankündigung in der KÖLNER KIRCHEN-ZEITUNG vom 17.Februar 1984 unter dem Titel „Frohe Botschaft vom Leiden“.

Ein Diskussionsbeitrag

Vorbemerkung:

Die nachfolgenden Überlegungen habe ich im Februar/März 1985 während einer sechswöchigen Reha-Maßnahme geschrieben.

Sie sind unter anderem vom dortigen Klinikchefarzt und einem Chefarzt einer anderen großen Klinik, der dort zur gleichen Zeit wie ich  als Patient weilte, gelesen, für gut und richtig befunden worden. Sie beruhen auf Notizen, die ich bereits im Oktober 1984 gemacht  hatte, um einmal aus der Sicht eines Betroffenen eine „Gegendarstellung“ zu verschiedenen Beiträgen in  CHRIST IN DER GEGENWART  und des Beitrages aus der Kirchenzeitung Köln zu setzen.

 

Die Fragen, die mich beim Lesen der Enzyklika beschäftigten, hier kurz zusammengerafft: „Was hat der Papst auf 77 handgeschriebenen Seiten (gedruckt sind 40 Seiten) über das Leiden zu sagen? Was gibt es da noch so viel zu sagen? Welche neuen Erkenntnisse soll mir dieses Apostolische Schreiben vermitteln?“ Das Leiden hat unzählige Gesichter! Die Frage nach dem „Warum“ oder „Wozu“ stelle ich mir schon lange nicht mehr, weil ich an mir und anderen die Erfahrung gemacht habe, daß diese Frage h i e r auf Erden keine Antwort findet.

 

Den Titel des Artikels in der KIRCHENZEITUNG KÖLN „Frohe Botschaft vom Leiden“ empfand ich schon als eine Provokation! Leiden ist zumindest aus meiner Sicht kein Grund zur Freude. Es ist eine bittere und knochenharte Angelegenheit, die ich nur mit der Gnade Gottes bewältigen kann.

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß Gott einem jeden Menschen  seine ganz bestimmte Aufgabe zugewiesen und ihm auch für diese die Kraft, den Mut und die notwendigen Talente mitgegeben hat. Dies gilt auch für den Fall, wenn er jemand als Aufgabe ein Leiden auferlegt hat.

 

Gott bedient sich in seinem Heilsplan immer wieder der Menschen, um anderen etwas ganz Bestimmtes zu vermitteln. Aber ob der kranke, der behinderte oder schlechthin der leidende Mensch expressis verbis Mitwirkender am Erlösungswerk CHRISTIist, vermag ich für mich nicht zwingend zu erkennen. Dies ist vielleicht dann der Fall, wenn der Leidende sein Leiden als Gnade betrachtet und es bewusst  Gott als Sühne für die Menschheit opfert.

 

Leiden bleibt immer eine Prüfung, die zur Aufgabe die Bewältigung hat. Bewältigung einer Aufgabe oder auch eines Auftrages ist aber nur möglich, wenn sie oder er angenommen wird. Die Annahme eines Leidens setzt meines Erachtens voraus, daß der Leidende von seiner Umwelt, heute spricht man von seinem Umfeld, d.h. von seinen nächsten Angehörigen  k o n k r e t  als Leidender angenommen und ihm vermittelt wird, daß er auch in dieser Situation weiter als Mensch zählt, man ihm Liebe und Zuneigung entgegenbringt sowie Hilfe, Anerkennung und Zuspruch gewährt.

 

Wie soll ein Mensch, den unversehens, unverschuldet ein Leid trifft, dieses annehmen, wenn er von seiner Umwelt signalisiert bekommt, daß er nun nicht mehr der selbe ist, daß viele Hoffnungen begraben werden müssen, oder auch, daß nun alles aus ist. Woher soll ein solcher Mensch die Kraft zur Annahme seiner neuen Situation nehmen? Jeder, ob klein, ob groß, ob jung, ob alt, braucht Zuwendung, braucht Bestätigung, braucht das Gefühl, daß er trotzdem angenommen ist und geschätzt wird. Erst dieses Gefühl läßt in ihm eine Kraft wachsen, die zur Annahme fähig macht und von daher eine Bewältigung ermöglicht. Zunächst ist also Zuwendung und Zuspruch erforderlich! Dann kann aus dem so Angenommensein allmählich die Annahme wachsen. Wichtig hierfür ist die Anteilnahme und Bereitschaft zu helfen und zu stützen, wo immer es erforderlich ist.

 

Daß hierbei die religiöse Einstellung des Betroffenen  eine wichtige Rolle spielen kann bzw. auch spielt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ein religiöser Mensch denkt eher über den Sinn des Leidens nach, sieht eher darin eine Prüfung, und ist auch von daher eher bereit, eine Parallele zum Leiden CHRISTI zu ziehen.

 

Ich halte aber nichts von einer religiösen Verbrämung oder Überhöhung des Leidens, vielleicht noch mit dem Hinweis auf das Jenseits! Für mich ist das Leiden eine handfeste Angelegenheit, die erduldet, ertragen, bewältigt oder überwunden werden soll und muß, die je nach der Art und Schwere für’s ganze Leben anzunehmen ist. Und gelitten wird nun einmal hier auf Erden!

 

Leid gehört ebenso wie Freude zum Leben, wie auch der Tod ein Stück des Lebens ist. Für meine Person kann ich sagen, daß mir meine religiöse Grundeinstellung – die auch ein Stück Gnade ist – geholfen hat, mit meinem Leiden, mit meiner Behinderung, halbwegs fertig zu werden. Ich lebe mit der Formel: „Gott hat mir das Leiden auferlegt, er gibt mir auch die Kraft, damit fertig zu werden.“ Daraus spricht natürlich auch ein Urvertrauen zu meinem Schöpfer.

Leiden als eine besondere Chance anzusehen, ist mir nicht gegeben, zumal ich überall feststelle, daß jeder irgendein Leiden mit sich herumschleppt. Es ist ein Zeichen der Unvollkommenheit der gesamten Menschheit.

 

Mit der vorgenannten Formel lebe ich und versuche, aus den gegebenen Umständen das Bestmögliche zu machen. Es war gewiß nicht immer Jubel in mir, und Gott allein weiß, wie viele Flüche ich ob meiner Geburt und meiner Behinderung gen Himmel gesandt habe und noch senden werde. Daß ich es bis heute so gut durchgestanden und – wie schon gesagt – halbwegs bewältigt  habe, verdanke ich den Menschen, die mich bisher begleitet und gestützt haben. Ich habe bei allem Leid, daß ich durchstehen mußte, die Erfahrung gemacht, daß Gott mir in jeder Gegend, in die ich verschlagen wurde, immer wieder einen Menschen schickte und mir zur Seite gab, der meine Anlagen auch positiv unterstützte und mir Mut machte. Und dafür bin ich Gott und diesen Menschen von Herzen dankbar.

 

Gottes Liebe und Güte können wir hier auf Erden in erster Linie durch Menschen erfahren, die er uns schickt und durch die er uns wissen läßt, daß wir nicht allein und verlassen sind. Und auf diese Weise – so denke ich wenigstens – erfahren wir ihn bildhaft.  In jedem gütigen Menschen erfahren etwas von der Güte Gottes.

 

Wenn wir dann fähig werden, zu beten, erlangen wir seine Gnade und seinen Geist, die uns etwas tiefer den Sinn des Leidens erahnen lassen.

 

Ich gebe zu, daß dies nicht jeden Tag gelingt, und ich auch nicht immer fähig bin, mein Leiden – die Behinderung – und mein Leben in die Ergebenheit Gottes fallen zu lassen. Aber wer könnte das schon? Ich bin weder ein Heiliger noch bin ich ein Sonderling. Ich bin schlicht nur ein Mensch und bemühe mich, auch nur ein  Mensch zu bleiben. Alles andere ist von Übel! Ich weiß, daß ich einen bestimmten Auftrag  erhalten habe, eben den,  mit dieser meiner Behinderung zu leben und damit fertig zu werden. In diese Bewährung weiß ich mich gestellt und versuche, mit den von Gott erhaltenen Talenten so gut wie möglich zu wuchern!

 

Angesichts viel größerer Leiden in dieser Welt ist mein persönliches Leiden immer mehr in den Hintergrund getreten. Es gibt Tage, da vergesse ich ganz, daß ich behindert bin. Und es gibt wiederum Tage, wo mich meine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit erheblich bedrückt. Wenn  manche Dinge dann nicht so laufen, wie ich es gerne hätte, und wie ich es mir vorgestellt habe, dann zehrt das schon ganz schön an meinen Nerven.

 

Wenn wir das Leiden anderer erträglicher machen, Trost spenden und Mut zusprechen, und wir uns im Ganzen gesehen menschlicher zu den Leidenden verhalten, dann verhalten wir uns auch ganz im Sinne CHRISTI; denn er hat es uns vorgemacht und uns aufgefordert, so zu handeln. Dies betrachte ich persönlich als unmittelbare Aufgabe und Mitwirkung am Erlösungswerk CHRISTI! Gott ist Mensch geworden und in diese Welt gekommen, um uns hier und heute leibhaftig zu vermitteln, daß er uns liebt. Er will uns nahe sein und uns in unserer Mühsal beistehen. Er hat Kranke geheilt, Trauernde getröstet, Tote auferweckt. Er hat uns somit ein Beispiel gegeben!

 

Darum wäre es auch eher im Sinne JESU CHRISTI, wenn der Papst und die Bischöfe die Menschen aufrufen würden, den Kranken, den Behinderten, schlechthin den leidenden Menschen mehr beizustehen, sie als Menschen voll anzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, daß sie trotz allem zur Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und vor allem zur christlichen Gemeinde, sie also durch ihre Hilfsbereitschaft zu befähigen, ein JA zum Leben, ein JA  zu ihrem Leiden zu sprechen.

 

Es ist meines Erachtens eine allzu einseitige Betrachtung, wenn man den leidenden Menschen auffordert, sein Leiden geduldig zu ertragen, es aufzuopfern für die Sünden der Welt und so teilzuhaben am Erlösungswerk JESU CHRISTI.  Da nur  im Miteinander die Bewältigung eines Leidens geschehen kann, müsste auch eine Aufforderung an die andere Seite ergehen, hier mitzutragen, mitzuleiden, geduldig einen vorhandenen Mangel auszugleichen.  Was ich bisher darüber gelesen habe, ist nur eine Beschreibung des Samariterdienstes, aber keine konkrete Aufforderung.

 

Es muß Aufgabe der Menschheit sein, die Leiden dieser Welt auch hier in dieser Welt zu bewältigen, d.h. sie soweit wie möglich zu heilen, und wo dies nicht möglich ist, weitgehends zu lindern  und zu tragen helfen. Wir dürfen es nicht bei dem „billigen Trost“ belassen, „die Leiden dieser Welt fänden im Jenseits ihre Erlösung“. Daß sie dort letztlich ihre endgültige Erlösung finden, darf uns hier nicht abhalten, Leiden zu heilen, zu lindern und zu vermeiden; denn nicht jedes Leid ist von Gott gewollt! Viele, viel zu viele Leiden fügen sich die Menschen untereinander selbst zu. Darum müssen wir alle Anstrengungen aufbieten, den Betroffenen jedwede Hilfe zu gewähren, die sie befähigt, die Herausforderungen anzunehmen und ihr Schicksal zu bewältigen.

 

Betrachte ich unter diesen Aspekten die Überschrift des Artikels in der Kölner Kirchenzeitung, so muß ich feststellen, daß sie vollkommen fehl am Platze ist; denn „Frohe Botschaft“ und  Leiden sind Gegensätze, sind Widersprüche. Frohe Botschaft als Verkündigung des Wortes Gottes sehe ich in dem Ansatz, daß CHRISTUS sich immer wieder der leidenden und bedrängten Menschheit angenommen hat. Sie ist daher im Lichte des Glaubens eher eine tröstliche Botschaft, die uns vermittelt, daß die Leiden dieser Zeit – dieser Welt – vergänglich sind und verklärt werden in der ewigen Anschauung Gottes.

 

Ich kann im Leiden keine „frohmachende Botschaft“ erblicken, so wie ich auch Krankheit, Behinderung oder schlechthin Leiden allgemein nicht als „freudiges Erlebnis“ empfinden kann. (Siehe hierzu auch meine Leserzuschrift in CHRIST
IN DER GEGENWART Nr. 20 vom 15.Mai 1983 Seite 168 „Krankheit“.) Ich freue mich aber, oder ich kann mich freuen, wenn ich während dieses Zustandes das Gefühl vermittelt bekomme, daß es gut ist, daß es mich gibt, und man glücklich ist, bei mir zu sein. Ich kann aber keine Freude darüber empfinden, daß ich leide oder für mein Leben lang gezeichnet und behindert bin, vielleicht noch am Rollstuhl gefesselt. Wäre dem so, müsste man mich schizophren nennen.

 

Etwas ganz anderes ist es, wenn ich durch ein Leiden gezwungen bin, „inne zu halten“, etwas tiefer nachzudenken und dabei Erfahrungen mache, die mich „etwas mehr über den gewohnten Tellerrand“ schauen zu lassen und in die tiefere Seinssphäre führen; wenn ich mir Gedanken über den eigentlichen Sinn des Lebens mache.

 

Aber ist jemand glücklich, wenn er an sich oder anderen leidet? Wenn er seelisch leidet? Wenn er körperlich große Schmerzen ertragen muß? Jeder gesund empfindende Mensch versucht doch zuerst, diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden. Dauert dieser Zustand etwas länger, so versucht man doch zunächst, ihn so erträglich wie möglich zu gestalten. Zeichnet sich ein Dauerzustand ab, versucht man, sich bestmöglich darauf einzurichten. Abfinden kann man sich erst, wenn man innerlich „JA“ gesagt, seinen Zustand von innen her angenommen hat! Aber gerade Annahme erfordert Zeit! Wer wird sich denn schon selbst aufgeben wollen? Besonders, wenn es sich um einen jungen Menschen handelt! Ich glaube kaum, daß sich jemand während dieser Entwicklungsphase bereit erklärt, sich als Sühne für die Sünden der Welt zu sehen und in der „Mitwirkung am Erlösungswerk CHRISTI“ zu verzehren! Selbst ich, der ich von Geburt an behindert bin, und glaube, meine Behinderung einigermaßen angenommen zu haben, bin nicht in der Lage, so zu denken, weil ich darin einen zu hohen Anspruch sehe und ich diesem nicht gewachsen wäre. Es wäre für mich eine zusätzliche Belastung, ständig in dieser Haltung gegenüber Gott und der Welt stehen zu müssen, zumal ich schon ohnedies genügend Belastungen des Alltags ausgesetzt bin, die viel Kraft von mir fordern.

 

Die meisten Gebete, die gen Himmel geschickt werden, enthalten doch ganz natürlich die Bitte um Genesung, um Wiederherstellung, schlicht um Heilung und „Erlösung von dem Übel“, oder auch: „Hilf mir tragen“; dies ist aber seltener. Alles andere wäre schlicht gegen die menschliche Natur! Es bedarf also schon einer großen Gnade oder einer besonderen Hinführung und Einfühlung in die Seele des Betroffenen, um ihn dazu zu bewegen, sein Leiden als „Sühnopfer“ zu betrachten. Einen solchen Appell an die leidende Menschheit empfinde ich schlicht als Zumutung, weil er mich bereits aus den vorgenannten Gründen überfordert, und ich könnte mir gut vorstellen, daß sich auch noch viele

Andere überfordert fühlen. CHRISTUS verlangt zwar für seine Nachfolge radikal die Aufgabe aller irdischen Güter – und hierzu zählt auch die Gesundheit; doch zwingt er keinen in seine Nachfolge!  Mir persönlich wird allerdings  immer bewusster, daß ich mit CHRISTUS sterben und somit auch leiden muß, will ich mit ihm auferstehen.

 

In der Regel fühlen sich die meisten Menschen doch benachteiligt, besonders wenn sie sich in ihrem Zustand von ihren Angehörigen und der Umwelt – ihrem

Umfeld – nicht angenommen und allein gelassen wissen. Kranke und Behinderte, die einen längeren Zeitraum in Kliniken und besonderen Einrichtungen verbringen müssen oder verbracht haben, machen immer wieder die Erfahrung, daß die Besuche von Angehörigen und Freunden immer spärlicher werden, je länger sie darin verweilen müssen oder dort zugebracht haben. (Solche Klagen habe ich mehrfach in Kliniken gehört. Besonders hart wurde die Tatsache empfunden, wenn sie vorher berufstätig und nun durch ihre Krankheit länger leistungsunfähig waren.)

 

Und hier, genau an diesem Punkte, müsste meines Erachtens und meiner Beobachtung nach Krankenhaus- oder Klinik-Seelsorge beginnen. Hier wäre zuerst einmal – um äußere und innere Not abzuwenden – die „Bereitung des Umfeldes“ notwendig, wie ich es nennen möchte. Ich meine hiermit Gespräche mit den nächsten Angehörigen, in denen ihnen die neue Situation dargelegt wird. Auch sie bedürfen einer Stütze, die sie befähigt, mit den so Betroffenen umzugehen und sie so zu stützen, mit der neuen Lage fertig zu werden. Wichtigstes Moment ist für den Kranken, für den Unfallverletzten, das Gefühl der Geborgenheit und des Angenommenseins durch andere. Wenn dies ihm vermittelt wird – und das hautnah – dann wird er seinen Zustand eher und leichter annehmen, da er sich, so wie er ist, von anderen angenommen weiß. Hier gilt all das, was ich hierzu bereits ausgeführt habe. Es muß den Angehörigen konkret vermittelt werden.

 

Alle positiven Gedanken und Kräfte werden nur frei, wenn sie entsprechende Resonanz finden und unterstützt werden. Diese Einstellung oder Haltung ist für die Entwicklung des Betroffenen am wichtigsten. Sie vermittelt ihm, daß er noch unter Menschen lebt und nicht abgeschoben ist auf eine Übergangsstufe ins Jenseits. Erst wenn wir ihm  g l a u b h a f t  vermitteln, ihn spüren lassen, daß er als Mensch genau noch soviel zählt, dann vermögen wir auch sein Herz zu gewinnen für „größere Tiefen“ des Lebens, wenn sie auch mit Schmerzen verbunden sind. Hierzu gehört das wechselseitige Vertrauen, aus dem dann das Urvertrauen zum Schöpfer wächst bzw. wachsen kann. Und dieses  gelingt umso eher, wenn der Betroffene im Seelsorger zuerst den mitfühlenden Menschen spürt und dann den Funktionsträger. Wichtig ist hier also, daß der Seelsorger ihn

zunächst spüren läßt, daß er mit ihm fühlt und ihn versteht, und sich nicht gleich als „Mittler zwischen Himmel und Erde“ präsentiert.

 

Nachdem die Grundlage für ein gegenseitiges Vertrauen geschaffen ist, kann auch der Seelsorger – der weiterhin mit den Angehörigen in Verbindung stehen sollte, - (siehe hier „Bereitung des Umfeldes“) – auf der Basis des wiedergewonnenen Selbstvertrauens und Selbstbewusstseins des Betroffenen ansetzen und ihn zum Vertrauen auf Gott hinführen und begleiten, bis er fähig ist, aus eigener Kraft und im wachsenden Vertauen auf seinen Schöpfer ein JA zu sich selbst in der neuen Situation zu sprechen. Erst wenn diese Stufe erreicht ist, ist auch die Grundlage für weitere begleitende und religiöse Gespräche geschaffen. Ist dem Seelsorger von Anfang an bekannt, daß der Betroffene ein praktizierender Christ ist, so kann das Anbieten der Sakramente sinnvoll und hilfreich sein. Ein Dozieren von oben herab, oder auch nur Hinweise auf das Jenseits sind verständlicherweise völlig fehl am Platz. Es sollte eine Begleitung werden oder sein, solange der Betroffene im Wirkungsbereich des Seelsorgers ist. Und wird er in die Heimatgemeinde zurückkehren, so sollte der betreuende Seelsorger an den Gemeindepfarrer einen Bericht erstatten.

 

Hier auf diesem Felde wäre noch so Manches zu leisten und zu verbessern, besonders heute, wo regelmäßige Hausbesuche nicht mehr stattfinden. Sie finden fast nur noch auf ausdrücklichem Wunsch statt. Ansonsten kennt heute der Pfarrer vielerorts seine „Schäflein“ mehr oder weniger nur noch vom Kirchgang oder gelegentlichen Pfarrfesten oder einzelne Aktionen. Der Pfarrer in der heutigen Zeit ist meinen Beobachtungen nach mehr Verwalter statt Seelsorger einer Gemeinde.

 

Die einzelnen Ansätze zur Kranken- bzw. Behinderten- und Alten-Seelsorge sind zu theoretisch, sind zaghafte Pflänzchen auf steinigem Boden. Es wäre vielleicht sinnvoll, angehende Priester ein Praktikum in Krankenhäusern, Kliniken oder auch  Reha-Zentren ableisten zu lassen, damit sie ein Ohr und ein Gefühl für diese Probleme bekommen, um später nicht so hilflos vor diesen oder jenen Problemen zu stehen. Der Priester als Seelsorger wird immer mit Leid in irgendeiner Form konfrontiert werden. Solange die Welt besteht, und es Menschen gibt, wird es auch Leid geben, weil der Mensch erst mit dem Tod im Lichte Gottes vollkommen wird. Darum sollte sich die Deutsche Bischofskonferenz verstärkt diesem Anliegen widmen, aber mehr unter menschlichen als unter himmlischen Aspekten, denn es gilt hier einmal mehr, das Leben im Leiden lebenswert zu machen und es sinnvoll zu gestalten.

 

Was mich immer wieder bei allem guten Willen so ungeheuer stört, ist die Tatsache, daß man sich heute fast wissenschaftlich mit einer Enzyklika auseinandersetzen muß, weil man, will man sie verstehen, eine Reihe Bücher gleichzeitig zur Verfügung haben und mitlesen muß. Sich schlicht gläubig Gottes Vaterhand anzuvertrauen, wird mir und anderen sehr schwer gemacht. -

Besäße ich selbst nicht schon ein gutes Urvertrauen zu meinem Schöpfer, müsste ich angesichts der Fülle der heutigen Enzykliken, bischöflichen Verlaut-barungen und am Mangel der hierfür erforderlichen Intelligenz schier verzweifeln. 

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß durch die Auferstehung CHRISTI alles Leid dieser Welt verklärt wird. Wäre CHRISTUS nicht von den Toten auferstanden, so wüsste ich nicht, worin der Sinn seines Kommens, seines Leidens, seines Opfertodes  läge. Nur weil ich an seine Verheißung, gleichfalls mit ihm aufzuerstehen, kann ich mit meinem Leiden, sprich: mit dieser meiner Behinderung leben und fertig werden. Ich vermag aber nicht einzusehen, daß ich an seinem Erlösungswerk mitwirken soll in der Form der Sühne und Aufopferung, da er gemäß der Schrift alle Schuld dieser Welt am Kreuz auf sich genommen und gesühnt hat. Für eine Mitwirkung in dieser Form halte ich mich in keiner Weise für würdig; denn mehr als einmal verspüre ich trotz allem immer wieder Auflehnung gegen dieses Leiden, weil es sehr viel Kraft von mir verlangt. Und verzehren kann ich mich auch nicht. Darüber hinaus würde ich es als Vermessenheit ansehen, anzunehmen oder zu glauben, daß ich mit meinem Leiden, mit dieser Behinderung, das Erlösungswerk CHRISTI  ergänzen könnte. Daß ich und andere durch das Leiden gefordert sind, bejahe ich durchaus, und ich selbst stelle mich auch dieser Herausforderung und sehe sie als persönlichen Auftrag und Bewährung. Im Übrigen überlasse ich mich nach meinem Hinscheiden getrost und voll dem Erbarmen Gottes.

 

Ich unterstelle Papst Johannes Paul II. die gute Absicht, aus der Erfahrung seines eigenen Leidens etwas in dieser Enzyklika  weiter zu geben. Jedoch frage ich mich, - und es muß auch erlaubt sein, zu fragen – ob der dort formulierte Anspruch nicht eine zu hohe Anforderung, vielleicht eine Überforderung der leidenden Menschheit ist, zumal sie damit überwiegend allein gelassen wird. Und gelitten wird – wie ich es schon einmal gesagt habe – hier auf Erden! Jeder Einzelne leidet für sich allein, wie auch jeder für sich allein stirbt!

 

Weil jedes Leid schlechthin ein Stück menschlicher Unvollkommenheit ist, möchte ich nicht wegen dieser Unvollkommenheit das „Siegel eines besonderen Verdienstes“ aufgedrückt bekommen. Ich halte mich schlicht an den Text von Franz von Sales: „Im Kreuz ist Heil“. Das genügt mir! So verstehe ich ganz persönlich meine Behinderung als eine Aufgabe, wie sie jedem von uns zugewiesen ist, unabhängig von der jeweiligen „Rückbindung an den Schöpfer“ = Religion. Daher ist mir jeder Wirbel darum zuwider. Ich bin überzeugt, daß man diese meine Auffassung noch als katholisch im Sinne von allumfassend bezeichnen kann. 

 

Schlussbemerkungen:

Daß jedoch von meiner Einstellung und meinem Verhalten eine gewisse Vorbildfunktion ausgehen kann, möchte ich kurz an Hand einer Begebenheit während einer Reha-Maßnahme im letzten Jahr (1986) aufzeigen:

In einem privaten Gespräch nach einer ökumenischen Dienstagsrunde  – man könnte auch von einem Nachtgespräch sprechen, da es bis 3.00 früh dauerte  –  sagte mir die Frau eines - durch einen Autounfall -  gelähmten Mannes: „Gerade in den Augenblicken, in denen Sie glauben, es geht nicht mehr, müssen Sie durchhalten. Sie müssen es durchstehen, um anderen Vorbild zu sein; denn andere schauen auf Sie. Sie können anderen Vorbild sein; nicht nur hier auf Erden, sondern auch im Himmel wird man auf Sie zeigen und sagen: Wenn er es geschafft hat, dann hättest auch du es schaffen können. Wenn Sie etwas sagen, wird man es Ihnen abnehmen. Sie wirken glaubwürdig, weil man weiß, daß Sie es selbst durchgestanden und durchlitten haben.“

 

Dies ist ein hoher Anspruch, dem ich mich kaum entziehen kann, will ich glaubwürdig bleiben. Denn das, was ich bis heute geschrieben habe, mußte ich erst einmal selbst durchleiden. Dieser Anspruch fordert sehr viel Kraft von mir. Ich kann ihm nur gerecht werden, wenn ich diese dazu von Gott erhalte und mich dieser Herausforderung stelle und mich seiner Führung anvertraue.

5330 Königswinter, den 18. März 1987

Adolph-Kolping-Straße 19

Gez. Heinz Pangels

 

IM  KREUZ  IST  HEIL

 

Die unendliche Weisheit

hat von Ewigkeit daran gedacht,

Dir dieses  Kreuz  zu  geben 

als ein  kostbares  Geschenk.

 

Dieses  Kreuz  hat  ER, ehe ER es Dir  sandte,

gesehen mit Seinem allwissenden Auge,

erdacht mit Seinem göttlichen Verstande,

geprüft mit Seiner milden Gerechtigkeit,

durchdrungen mit Seiner milden Barmherzigkeit.

 

Dann  hat ER es mit Seinen Händen gemessen,

ob es nicht zu groß, gewogen, ob es nicht zu schwer wäre.

 

Darauf  hat ER es  gesegnet  mit  Seinem  heiligen  Namen,

gesalbt mit Seiner Gnade,

durchdrungen mit Seinem Trost.

 

Dann  hat  ER noch einmal Deinen Mut abgeschätzt,

und so kommt es nun vom Himmel zu Dir

als ein Geschenk vom lieben Gott,

als ein Geschenk Seiner barmherzigen Liebe.

 

Franz von Sales

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Heinz Pangels

Oberdollendor

Adolph-Kolping-Straße 19

D-5330 KÖNIGSWINTER

Fernruf: 02223 / 21601

 

Den 23. November 1987

 

Ergänzungen  zum  Diskussionsbeitrag  über  das  Leiden

vom 18. März 1987 und zur Veröffentlichung in der Kölner Kirchenzeitung unter dem Titel „Leiden ist für mich eine knochenharte Angelegemheit" in Nr. 39 vom 25. September 1987

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Im Frühjahr dieses Jahres übersandte ich Ihnen einen „Diskussionsbeitrag“ zum Thema „Leiden“. Der Auslöser zu diesem Beitrag war das Apostolische Schreiben von Papst Johannes Paul II. „Über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens“.

Inzwischen ist davon das erste Drittel in der Ausgabe der Kölner Kirchenzeitung Nr. 39 vom 25.09.1987 erschienen. Zum gleichen Thema erhielt ich von einem Mediziner im Oktober d.J. einen Vortrag „Krankheit und Gesundheit“ aus theologischer Sicht. Die Referentin ist Privat-Dozentin der Theologie; Fakultät und Hochschule sind mir nicht bekannt. 

 

Die Veröffentlichung in der Kölner Kirchenzeitung löste eine Nachfrage hinsichtlich des Bezuges auf das Päpstliche Rundschreiben aus.

In einem Schreiben an einen Kölner Prälaten vom 11. Oktober d. J. bin ich noch einmal sehr konkret darauf eingegangen, woraus ich nachstehende Auszüge wiedergebe:

„Lassen Sie mich nun zu Ihren Äußerungen auf diese Veröffentlichung meines Beitrages kommen:

Was diese in der Kirchenzeitung betrifft, bin ich selbst auch nicht ganz glücklich darüber, daß man diesen „Vorspann“ so gesetzt hat. Mir wäre es auch bedeutend lieber gewesen, wenn man den Untertitel der Ankündigung von der Titelseite „Betrachtungen eines Betroffenen über den Sinn des Leidens“ genommen hätte, weil aus diesen abgedruckten Teilen kein unmittelbarer Bezug auf dieses Apostolische Schreiben zu erkennen ist. Wohl steht aber im 2. Absatz der Veröffentlichung der Begriff „Mitwirkung am Erlösungswerk Christi“, der sich wie ein roter Faden durch das Apostolische Schreiben zieht, der auch von mir im Original-Beitrag öfter gebraucht wird, so daß dort ein Bezug darauf gegeben ist.

Dabei habe ich jedes Mal auf die Aufforderung des Papstes Bezug genommen, der leidende Mensch möge sich als Sühne  aufopfern in der „Mitwirkung am Erlösungswerk Christi “.

Auf Seite 6 im ersten Absatz habe ich geschrieben: „Ich vermag aber nicht einzusehen, daß ich an seinem Erlösungswerk mitwirken soll in der Form der Sühne und Aufopferung, da er gemäß der Schrift alle Schuld in dieser Welt auf sich genommen und gesühnt hat. Für eine Mitwirkung in dieser Form halte ich mich in keiner Weise für würdig; denn mehr als ein Mal verspüre ich trotz allem immer wieder Auflehnung gegen dieses Leiden. Und  verzehren kann ich mich auch nicht.“

Im zweiten Absatz der gleichen Seite habe ich in bezug auf dieses  Apostolische Schreiben gefragt: „ob der dort erhobene Anspruch nicht eine zu hohe Anforderung, vielleicht eine Überforderung der leidenden Menschheit sei. Und auf Seite 4 im dritten Absatz nahm ich hierauf auch Bezug, indem ich dort schrieb,  daß ich einen solchen Anspruch als Zumutung empfände, weil er mich bereits aus den vorgenannten Gründen überforderte.“ Zum Schluß dieses Absatzes schrieb ich: „ Es wäre für mich eine zusätzliche Belastung, ständig in dieser Haltung gegenüber Gott und der Welt stehen zu müssen, zumal ich schon ohnedies genügend Belastungen des Alltags ausgesetzt bin, die viel Kraft von mir fordern.“ Ich bin halt kein heroischer Mensch! Ich schätze lieber meine Kräfte realistisch ein und bleibe dabei ehrlich vor mir selbst!

Und hier komme ich auch automatisch auf das Wort „Überhöhung“, das für mich einen negativen Beigeschmack hat, und ich davor warnen möchte, das Leid hochzustilisieren als etwas Erstrebenswertes, als etwas Hehres, und daß mir in dieser Beziehung der Hinweis „auf das Jenseits“ mehr als schal schmeckt. Ich glaube, daß ich dies auch noch im vorletzten Absatz der Veröffentlichung deutlich zum Ausdruck brachte, indem ich darauf hinwies: „Daß sie (die Leiden) dort letztlich ihre vollkommene Erlösung finden, darf uns hier nicht davon abhalten........... (zu handeln), denn nicht jedes Leid ist von Gott gewollt! ...........“

Für mich ist das Evangelium Jesu Christi insgesamt auch eine „Frohe Botschaft“. Bezogen auf die Leiden dieser Zeit ist das Evangelium für mich eher eine tröstliche Botschaft, weil es mir vermittelt, daß durch die Auferstehung CHRISTI alles Leid in Seiner Herrlichkeit verklärt wird.

Jörg Müller (Priester und Psychotherapeut)  schreibt in seinen 1986 erschienenen Buch „Stell dein Licht auf den Leuchter“ unter anderem: „Eine gesunde Seele liebt niemals das Leid........... Jesu lehrte uns, Leid zu lindern, nach Möglichkeit zu verhindern. Sein Name selbst bedeutet „Gott heilt“. Das vermeidbare Leid ist weitaus größer, als wir glauben.“

Und darum möchte ich hier deutlich sagen: Wenn Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus am Ölberg Blut geschwitzt, Angst gelitten und gebetet hat, daß „dieser Kelch an ihm vorübergehen möge“, wie anders soll sich dann der Mensch als sein Geschöpf, das von ihm abhängig ist, verhalten? Soll er vielleicht im Leid jubeln? Das grenzt doch an Überheblichkeit!

Wenn Gott also kein Leid will, sondern das Heil der Menschen, wie kommt es dann, so frage ich mich, daß der gesunde Mensch zum leidenden Menschen sagt: „Im Leid ist Heil“! Wenn Gott selbst unter dem Leiden der Menschen gelitten hat, so frage ich weiter: „Warum glaubt man dann, das Leid der Menschen als „etwas Hehres“ darstellen zu müssen, worüber man eigentlich froh sein könnte, daß es dies gibt?

Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus geopfert, weil er seine Schöpfung, die Welt und die Menschen, liebte. Er liebte sie so sehr, daß er sich an Kreuz schlagen ließ. Er erbarmte sich somit der leidenden und gequälten Menschheit. Als Mensch hat er die Menschen aufgefordert, sich der Armen, Kranken und Schwachen anzunehmen, und wo immer es möglich ist, Leiden zu heilen, zu lindern und zu vermeiden. Er selbst will also kein Leiden! Ich kann mir auch so keinen liebenden Gott vorstellen!

.............Von dieser, meiner Aussage her, wehre ich mich auch vehement gegen eine „religiöse Verbrämung des Leidens“, weil sie aus der Heilsgeschichte dazu keinen Ansatz hat.

...............Ich hoffe, daß ich damit Ihre Zweifel an meiner Aussage in etwa ausräumen konnte. Wenn nicht, dann müssen diese Zweifel stehen bleiben. Mehr kann ich Ihnen hierzu nicht sagen. Ich habe damit ohnehin mein Innerstes nach Außen gedreht. Ich habe weder Theologie noch Philosophie, noch Psychologie, noch Rhetorik studiert. Ich kann hier nur aus dem vollen „Bewusstsein der Abhängigkeit des Geschöpfes von seinem Schöpfer“, also aus meinem „religiösen Bewusstsein“ etwas vermitteln. 

....................“. (Ende der wörtlichen Wiedergabe!)

In Nr. 44/87 der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ vom 1. November 1987 habe ich in bezug auf das Buch von Jörg Müller noch einmal meine Auffassung konkret in drei Absätzen aus meinem Beitrag zusammengefasst und den biblischen Bezug hergestellt. Ich hoffe, daß damit meine Aussage deutlich genug sichtbar wird.

Gez. Heinz Pangels

PS:1.) Leserzuschrift an CiG als Anlage gescannt.

 Sie ist hier anzufügen!

 

2.) E-Mail: Pfarrer Norbert Mothes, Sebnitz, Sachsen, 03.03.2006 20:40:

„Unlängst hat Papst BENEDIKT XVI. (Josef Ratzinger) klar und deutlich die Meinung vertreten, dass dem Erlösungswerk CHRISTI nichts hinzugefügt werden kann.“ Damit wird meine Auffassung voll bestätigt!

 Gez. Heinz Pangels

Leserzuschrift

Leiden als zugewiesene Aufgabe oder Mitwirkung am Erlösungswerk Christi?

in: CHRIST IN DER GEGENWART,
Freiburg, 01. November 1987
Nr. 44 / 39. Jahrgang, S. 364

Ich kann ebenfalls im Leiden keine "frohmachende Botschaft" erblicken, sowie ich auch Krankheit, Behinderung oder schlechthin Leiden allgemein nicht als "freudiges Erlebnis" empfinden kann (vgl. Spalte "Zum inneren Leben", CiG 38, S. 309; "Liebe und Selbstqual"). Ich freue mich aber, oder ich kann mich freuen, wem ich während dieses Zustands des Gefühl vermittelt bekomme, dass es gut ist, dass es mich gibt und man glücklich ist, bei mir zu sein. Ich kann aber keine Freude darüber empfinden, dass ich leide oder für mein Leben lang behindert bin, vielleicht noch am Rollstuhl gefesselt. Wäre dem so, müsste man mich schizophren nennen.

Wenn wir das Leiden anderer erträglich machen, Trost spenden und Mut zusprechen, und wir uns, im Ganzen gesehen, menschlicher zu den Leidenden verhalten, dann verhalten wir uns ganz im Sinne Christi; denn er hat es uns vorgemacht und uns aufgefordert, so zu handeln. Dies betrachte ich persönlich als unmittelbare Aufgabe und Mitwirkung am Erlösungswerk Christi. Gott ist Mensch geworden und in diese Welt gekommen, um uns hier und heute zu vermitteln, dass er uns liebt; er will uns nahe sein und uns in unserer Mühsal beistehen. Er hat Kranke geheilt, Trauernde getröstet, Tote auferweckt. Er hat uns ein Beispiel gegeben.

Es muss Aufgabe der Menschheit sein, die Leiden dieser Welt auch hier in dieser Welt zu bewältigen, sie soweit wie möglich zu heilen, und wo dies nicht möglich ist, weitgehendst zu lindern und zu tragen helfen. Wir dürfen es nicht bei dem "billigen Trost" belassen, "die Leiden dieser Welt fänden im Jenseits ihre Erlösung". Dass sie dort letztlich ihre vollkommene Erlösung finden, darf uns hier nicht abhalten, Leiden zu heilen, zu lindern und zu vermeiden; denn nicht jedes Leid ist von Gott gewollt! Viele, viel zu viele Leiden fügen sich die Menschen untereinander selbst zu. Darum müssen wir alle Anstrengungen aufbieten, den Betroffenen jedwede Hilfe zu gewähren, die sie befähigt, die Herausforderung anzunehmen und ihr "Schicksal" zu bewältigen.

5330 Königswinter-Oberdollendorf 

© Heinz Pangels
Adolph-Kolping-Straße 19,
53639 Königswinter

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© Heinz Pangels, 08/2006

 

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