Feier der Eucharistie
in:
CHRIST IN DER GEGENWART,
56.
Jahrgang,
Freiburg 2004
Betr.:
Thema "Feier der Eucharistie"
Bezug:
Leserbriefe in Nr. 9 / 56. Jahrgang
CiG vom 29.02.04, Seite 72
Die vorgenannten Leserbriefe haben mich
tief berührt, getroffen und betroffen gemacht. Daraufhin habe ich mir noch
einmal die Nummern 3 und 6 von CiG vorgenommen und die
Beiträge von Michael Albus und Michaela Pilters mit besonderer
Aufmerksamkeit gelesen.
Beiden Schreiben kann ich hier sehr gut
nachempfinden, besonders der Schilderung von Michaela Pilters über die
Unterhaltungen mit ihrer 80jährigen Freundin. Es ist genau das, was ich
auch selbst erlebt habe.
Ich habe dazu noch in lebhafter
Erinnerung, dass in Köln ob in Sonntags- oder Werktagsmessen andere Gebete
gebetet wurden als es der Priester vorne am Altar tat.
Irgendwie hatte ich schon früh das
Bedürfnis, es dem Priester gleich zu tun. So bekam ich denn auch von
irgendeiner Seite her ein Schott-Messbuch, um das Geschehen vorne am Altar
zu verstehen. Und da ich dann später auch Messdiener wurde und danach auch
solche ausbildete, wurde mir diese Diskrepanz immer deutlicher. Wir als "Volk
Gottes" waren gar nicht in das Geschehen am Altar eingebunden, weil
der Priester am Altar mit dem Rücken zum Volke stand und ganz andere Gebete
sprach als das "Volk" hinter ihm. Von heute aus betrachtet,
feierte er für sich allein das Geheimnis der Einsetzung des Abendmahles.
Er las die Messe für sich. So sprach man dann auch vom "Messelesen
oder stellte die Frage: "Wer liest heute die Messe?"
Von einer Beteiligung des Volkes, also
von Kommunio, Gemeinschaft oder von einer Gemeinde, konnte man
frühestens nach dem II. Vaticanum und Liturgiereform sprechen,
wo nun der Priester zum Volke gewandt stand.
Die Eucharistiefeier als
"Danksagung", wie sie Michael Albus nennt, habe ich so nie
empfunden, mehr als eine Gottesverehrung, also einen Gottesdienst, bei dem
es mehr um die Verehrung oder die Erinnerung an die Einsetzung des
Abendmahles ging, aber der einzelne Mensch, geschweige denn das Volk, gar
nicht vorkam, vielleicht nur als "armer Sünder", der hier um das
Erbarmen Gottes flehte.
Hierin passte es dann auch, dass in
manchen Gegenden sehr häufig während der Messe der Rosenkranz gebetet
wurde, woran sich meine Frau häufig stieß und eine große Abneigung
dagegen empfand. Diese Unsitte gab es auch vielfach an Wallfahrtsorten, wo
zunächst einmal um die Vergebung der Sünden gebetet wurde.
So gern ich auch lateinische Hochämter
mitsang und mich heute noch daran erfreue, war ich doch sehr glücklich
über die Einführung der Landessprache in die Liturgie und somit das ganze
Volk und jeder Einzelne in das Geschehen miteinbezogen und mitgenommen
wurde.
Jetzt konnte man schon eher von einer
Kommunio, einer Gemeinschaft, von einer um den Altar versammelten Gemeinde
sprechen. Von einer menschennahen Liturgiesprache sind wir allerdings auch
heute noch sehr weit entfernt, ebenso von einer Feier, die Herz und Sinne
mitnimmt und wo man eine tiefe innere Freude spürt, die Bewegung auslöst.
Gewiss hatte ich auch gelegentlich das
Glück, in mancher Gemeinschaft einen Gottesdienst zu erleben, der mich
"mitnahm", worin ich mich selbst wiederfand und mich angenommen
wusste.
Hierbei fällt mir auch wieder die
Erwähnung des "Friedensgrußes" von Michael Albus ein und dazu
eine Begebenheit, die in einer Kirchenzeitung zu lesen war. Bei diesem Gruß
streckte jemand seinem Nachbarn in der Bank die Hand entgegen, der sie aber
nicht annehmen wollte, worauf dieser dann sagte: "Der Friede ist
möglich, auch mit Dir!"
Da hier auch die
"Wort-Gottes-Feiern" angesprochen wurden, möchte ich zum Abschluss
sagen: Manchmal frage ich mich, ob es notwendig ist, für alle liturgischen
Feiern - wie auch "Wort-Gottes-Feiern" - die Normen so fest zu
zurren, dass kaum eine lebendige und spontane Feier möglich ist und eine
innere Anteilnahme verspürt, wodurch Bewegung aufkommt.
Wenn man sich die spirituelle Literatur
der letzten Jahre ansieht, muss man doch eigentlich froh sein, dass hierfür
so viel Gutes angeboten wird, dass man es kaum verarbeiten, geschweige denn
anwenden kann.
Wie hat doch vor einiger Zeit ein
Theologie-Professor von der TU Dresden im Rundfunk so vortrefflich gesagt:
"Theologen und Seelsorger ertragen es nicht, dass die Menschen
erwachsen geworden sind." Für mich persönlich kann ich sagen, dass
ich diesbezüglich erwachsen wurde und bin und mein Verhältnis zu meinem
Schöpfer gefunden habe und mit ihm einen vertrauten Umgang pflege
Königswinter, den 8. März 2004
Heinz Pangels