Das Bedürfnis, mit Gott zu sprechen
in:
CHRIST IN DER GEGENWART,
57.Jahrgang,
Freiburg, 28. August 2005
Was der Verfasser über die "Sprache
der Kirche" schreibt, findet meine tiefste Zustimmung. Schon oft habe
ich gedacht, die liturgischen Texte, die im Messbuch festgeschrieben sind,
sind zu statisch, also unbeweglich, berücksichtigen keine Entwicklung,
kommen nicht aus dem Volk, können somit auch nicht zum Volk kommen, nicht
in die Herzen der Menschen gelangen. Sie sind von einer elitären Schicht
formuliert worden, und es wird erwartet, dass "alles Volk" sie
versteht und sie nachvollziehen kann.
In meiner Kindheit und Jugend wurden
während des Gottesdienstes andere Gebete vom Vorbeter und Volk gebetet als
die Gebete des Priesters am Altar. In vielen Gegenden, vorwiegend in
ländlichen, wurden während der Messfeier der Rosenkranz oder Andachten
gebetet.
Durch die Tatsache, dass ich ab dem neunten Lebensjahr
auch einen „Schott" benutzen durfte, konnte ich wesentlich besser dem
Geschehen am Altar folgen.
Später konnte ich dann über viele Jahre benediktinische
Liturgie erleben und freute mich über jede Neuerung, die dem besseren
Verständnis diente. So habe ich auch in dieser Zeit das Konzil mit wachem
Sinn und großer innerer Anteilnahme verfolgt. Besonders glücklich war ich
darüber, dass die Eucharistie zum Volk und in deutscher Sprache gefeiert
werden konnte. So sehr ich mich auch für den Choral begeistern konnte, war
ich doch auch froh und dankbar, dem Gottesdienst in der Muttersprache folgen
zu können, weil hierdurch eine größere innere Beteiligung möglich wurde.
Was die Aussage des Autors über das gottesdienstliche
Liedgut betrifft, kann und muss ich ihm auch hier voll zustimmen, denn auch
ich hatte früher und habe heute noch so meine Schwierigkeiten mit dem
Mitsingen von Liedern. Hier sei nur beispielhaft das Lied erwähnt "Ich
will dich lieben meine Stärke". So habe auch ich früher manches Lied
der Melodie wegen mit voller Inbrunst mitgeschmettert. Je älter ich werde,
desto mehr möchte ich mich in der Liturgie durch Gebete und entsprechende
Lieder persönlich einbezogen wissen, dass ich mit meinen Anliegen darin
auch vorkomme.
Wenn ich mir hierbei die Flut von Gebet-Büchern ansehe,
die zur Zeit auf dem Markt sind oder noch kommen, so lese ich daraus ein
ungeheures Bedürfnis, mit Gott ganz persönlich in Berührung zu kommen.
Für diese Sehnsucht seien hier nur beispielhaft die irischen Segenswünsche
und Gebete genannt, die immer wieder ein ganz natürliches
Mensch-Gott-Verhältnis aufzeigen, in denen die Menschen früherer Zeiten
ihre Anliegen und Nöte schlicht in ihrer einfachen Sprache vor Gott
brachten.
Ich erlebe es immer wieder, dass sich heute viele Menschen
in vielen Gebeten wiederfinden, wo andere Menschen ihre ganzen Nöte vor
Gott gebracht haben. Wenn man sich in diesem Zusammenhang ins Internet
begibt, stößt man auf ein ungeheures Angebot, woraus zu erkennen ist, wie
groß das Bedürfnis ist, mit Gott ins Gespräch zu kommen, und sei es nur
mit fremden Worten, wenn die eigene Sprache noch nicht dazu fähig ist.
Heinz Pangels, Königswinter