Nahe ist uns der HERR
Um unseres Heiles willen ist er vom
Himmel herabgestiegen. In seiner Liebe will er uns ganz nahe sein, will er
mitten unter uns sein, um mit uns zu leben, zu lieben, zu leiden und zu
sterben; letztlich uns erlösen.
Mit seiner Gegenwart will er uns in
seine Barmherzigkeit hineinnehmen. Er will uns Licht, Weg und Hilfe sein;
Kraft und Trost geben auf unserem Weg zu ihm, bei dem wir Vollendung
finden.
Gott ist viel größer, umsichtiger und
vor allem barmherziger, als wir Menschen wahrzunehmen imstande sind. Er
überschaut die ganze Wirklichkeit, auch wenn wir meinen, er sei zu
überlastet und bekäme nicht alles mit. Er ist weitaus anders gerecht,
weil seine Gerechtigkeit von Liebe und Menschenfreundlichkeit geprägt
ist. Seine Vergebung gegenüber unserer Schwachheit, unseren Fehlern und
unserem Vergehen sieht bei weitem anders aus, als wir es uns vorstellen.
Er hat einen bedeutend besseren Oberblick, denn er hat uns aus seiner
Liebe heraus erschaffen. Und wer liebt, ist nicht kleinlich, übt keine
Macht über andere aus, weckt nicht Schuld- und Angstgefühle, will keine
Unterwerfung und keine Unterdrückung!
Danken wir dem HERRN für sein Kommen
und erwidern wir sein Vertrauen. Wenden wir uns ihm freudig zu; denn er
ist in JESUS CHRISTUS unser Heil!
Heinz Pangels, 11/1989
O Mensch, wo eilest Du hin?
- Gedanken zur Jahreswende -
O Mensch, wo eilest Du hin? Den ganzen
Tag hastest Du Deinen Terminen nach; und immerzu versuchst Du, noch neue
unterzubringen. Der neue Tag ist, noch ehe er begonnen hat, bereits total
verplant. Von früh bis spät hastest Du und versuchst, Dein Dir
gestelltes Soll zu erfüllen.
Du hetzest Deinen Aufgaben, Deiner
Arbeit nach, glaubst und bist überzeugt, dies sei das Wichtigste, weil in
der heutigen Gesellschaft nur noch Leistung zählt und nur noch der Mensch
Ansehen genießt, der sie erbringt. Überall wird Dir geraten,
Prioritäten zu setzen, und vor lauter Prioritäten vergisst Du das
Wesentlichste, Dein Leben bewusst zu leben.
Für Deinen Schöpfer hast Du keine
Sekunde Zeit und somit auch nicht für Dich. Halte inne und besinne
Dich!
Wenn Du abends nach Hause kommst,
erwartest Du von Deiner Familie, dass sie auf Deine Bedürfnisse eingeht,
Rücksicht auf Deine Müdigkeit nimmt, Deine Fernsehwünsche respektiert.
Und nach Programmschluss fällst Du müde und matt vom Sessel ins Bett. Du
möchtest nun schlafen, um am anderen Morgen wieder fit zu sein. Für die
Anliegen Deiner Familie hast Du kaum ein Ohr und überhörst vieles.
Freude am Leben empfindest Du schon lange nicht.
So hastest Du von Woche zu Woche. Und
selbst die Wochenenden sind bei Dir total verplant mit Sport, Verein oder
Verband. Immerzu bist Du in Aktion und fühlst Dich schon krank oder
überflüssig, wenn Du einmal etwas Leerlauf verspürst. Du fühlst Dich
mitunter ertappt, wenn Du keine Leistung erbracht hast, für die sonst ein
Gegenwert steht.
Für Deinen Schöpfer hast Du keine
Sekunde Zeit und somit auch nicht für Dich. Halte inne und besinne
Dich!
Und so eilen die Jahre ins Land, und mit
ihnen eilst auch Du und glaubst, Du wärest ein gemachter Mann. Dabei
merkst Du nicht, dass andere, Freunde und Nachbarn sowie jüngere Kollegen
an Dir vorbeiziehen. Immerzu läufst Du hinterher; vergissest, dass Du
älter und schwächer und somit müder geworden bist. Ständig wunderst Du
Dich, dass der Abstand immer größer wird; dennoch versuchst Du,
mitzuhalten, läufst und läufst, bis Dir der Atem weg bleibt und Du nach
Luft ringst.
Du versuchst es zu überspielen; willst
stark sein, es anderen nicht zeigen, wie schwach Du Dich fühlst. Du
kannst es Dir nicht leisten, schwach zu sein, obwohl dies bereits der Fall
ist. Du spürst, dass Du aussetzen musst, bevor es ganz zu Ende ist. Du
denkst: "Alles darf kommen, nur das nicht". Du weißt es selbst,
welchen Raubbau Du mit Deinen Kräften getrieben hast; wolltest es aber
nicht wahrhaben. Nun ist der Augenblick da.
Für Deinen Schöpfer hast Du keine
Sekunde Zeit und somit auch nicht für Dich. Halte inne und besinne
Dich!
In der Klinik erwachst Du aus Deiner
Ohnmacht. Du bist aus Deiner Bahn geworfen. Himmel und alle Welt rufst Du
nun an: "Das darf doch nicht wahr sein!" Für Monate bist Du
außer "Gefecht" gesetzt. Du glaubst noch immer, ohne Dein Tun
und Deine Leistung ging die Welt zugrunde! Zermarterst Dir den Kopf, ob
auch alles richtig läuft. Noch immer erkennst Du Deine Chance nicht.
Erst wehrst Du Dich! Dann aber wird es
langsam still. In dieser Stille findest Du allmählich zu Dir selbst und
kommst zur Besinnung. Zwar geht Dir diese Stille aufs Gemüt und zehrt an
Deinen Nerven. Aber dennoch erkennst Du, dass sich hier für Dich eine
Chance auftut.
Nun hast Du auch Zeit für Deinen
Schöpfer und kommst allmählich zur Ruhe und somit zu Dir selbst. Nutze
die Zeit, die Dir gegeben ist, halte inne und besinne Dich.
Danke Deinem Schöpfer für diese
Spann, Zeit und für die Möglichkeit, zu erkennen und zu reifen. Beides
wird nur in Schmerzen geboren.
In dieser Zeit lernst Du erkennen, dass
es neben der Arbeit noch andere Dinge gibt, die Glück vermitteln.
Plötzlich entdeckst Du Fähigkeiten, die verborgen in Dir schlummerten,
die Dich nun innerlich mit Freude und Stolz erfüllen, weil sie Dich über
Deine bisherige Arbeit hinausheben und Dich auch ein Stück freier machen.
Auch wenn in Dir die Erkenntnis
heranwächst, Deiner bisherigen Arbeit nicht mehr voll oder gar nicht mehr
nachgehen zu können, wirst Du Dich nicht aufgeben, weil Dir gleichzeitig
eine Kraft zuwächst, anders als bisher weiterzuleben. Jedem Schmerz wohnt
Heil, Licht und Weg inne!
Diese Erkenntnis ist schmerzlich. Sie
tut weh, weil es heißt, Abschied zu nehmen von alten Gewohnheiten, weil
sie von Dir ein Umdenken fordert. Wenn Du Dich im Innern zu einem Ja
durchringst, wird es Dir gelingen, neu zu beginnen. Der vermeintlich
äußere Verlust an Lebensqualität wird mehr und mehr durch den inneren
Gewinn aufgehoben, der Dich zunehmend mehr und mehr beglückt und
zufrieden werden lässt. Schenke Deiner inneren Stimme Gehör und
verschaffe ihr Platz. Dann wirst Du auf eine ganz andere Weise
schöpferisch tätig, die eine neue Qualität darstellt. Du wirst ein ganz
anderes und vielleicht auch ein ganz neues Leben führen, in dem Du mehr
von innen her lebst. Für diese Chance danke deinem Schöpfer.
Nicht jeder Mensch muss diesen Weg
gehen. Es gibt auch andere Wege und Möglichkeiten. Darum halte von Zeit
zu Zeit inne und besinne Dich. Suche die Stille und frage Dich, auf
welchem weg Du bist, und ob Du auf diesem vor Deinem Schöpfer bestehen
kannst.
So ist es wohl immer wieder sinnvoll, am
Ende eines Jahren, das ja auch einen Lebensabschnitt darstellt, sich zu
fragen: Wo stehe ich, was erwarte ich? Es sollte sicherlich nicht damit
getan sein, sich zu fragen: Was habe ich alles erreicht und welche
Wünsche sollte oder könnte ich mir im nächsten Jahr erfüllen? Vielmehr
sollte man sich fragen: Was wird von mir verlangt? Bin ich bereit, mich zu
öffnen, neue Wege zu gehen,
Anforderungen als Herausforderungen anzunehmen, Belastungen auf mich zu
nehmen, um anderen neue Wege zu eröffnen und zu ermöglichen? Letztlich:
Was muss ich tun, um meine innere Spannkraft zu erhalten oder wieder zu
erlangen, sinnvoll und glaubwürdig mein Leben zu gestalten und in die
Gemeinschaft einzubringen?
Vielleicht ist es möglich, hierüber
eine Weile nachzudenken und sich dabei des Bibelwortes
"Was nützet es euch,
wenn ihr die ganze Welt gewinnet,
aber Schaden leidet an der Seele"
zu erinnern, bevor wir uns ins Neue Jahr
stürzen und nach alter Manier wieder "davon eilen".
Heinz Pangels, 11/1989