Weihnachtsgruß 1994
Freude am Leben
Weihnachtswunsch
WEIHNACHTEN feiern wir:
Den Abstieg GOTTES
in die Nacht unseres Daseins,
in das Dunkel unseres Lebens.
Das Hineintauchen der Liebe GOTTES
in unser Menschsein.
Die Wärme ausstrahlende Güte
und das Erbarmen GOTTES
mit seiner Schöpfung.
Das Kommen des Lichtes
in unsere Finsternis.
Der Schöpfer neigt sich
zu seinem Geschöpf.
Der Sohn GOTTES
schenkt uns Erlösung.
Er will uns Menschen sagen:
Die Liebe und Güte GOTTES
ist mitten unter Euch.
Er will Euer aller Heil!
Drum freuet Euch!
Heinz Pangels, 1993
GEDANKEN ZUM WEIHNACHTSFEST
Ich bin
Deine Freude -
fürchte Dich also nicht,
froh zu sein!
Ich bin in Deiner Not;
denn ich habe sie selbst erlitten.
Ich bin in Deinem Tod;
denn heute, als ich geboren wurde,
begann ich mit Dir zu sterben.
Ich gehe nicht mehr weg von
Dir.
Was Immer Dir geschieht,
durch welches Dunkel Dein Weg
Dich auch führen mag -
glaube, dass ich da bin!
Glaube,
dass meine Liebe unbesiegbar ist!
Dann ist auch Deine Nacht
Heilige Nacht.
Dann zünde getrost die Kerzen an -
sie haben mehr recht
als alle Finsternis.
P. Karl Rahner SJ
Gebet zum Neuen Jahr
HERR, sei Du mir Freude und mache mich
froh,
damit mein Leben von Dir erfüllt werde.
HERR, sei Du mir Licht und zeige mir den Weg,
damit ich nicht irre gehe.
HERR, sei Du mir Hoffnung und führe mich
auf Dich vertrauend durch die Wirren dieser Zeit.
HERR, sei Du mir Zuversicht,
damit ich nicht geplagt
von meinen Ängsten und Nöten
den Blick auf Dich verliere.
HERR, sei Du mir Stärke
und richte mich in meiner Schwachheit auf,
damit ich Dich gebührend rühmen kann.
HERR, sei Du mir Trost, wenn ich traurig bin,
und heile alles, was in mir krank ist.
HERR, gib mir Mut,
wenn ich verzagen möchte,
und schenke mir Ruhe und Gelassenheit,
wenn es in mir kocht vor Wut und Zorn.
HERR, sei Du unser Leben,
damit wir hier und heute
in einer Welt sinnlosen Mordens nicht untergehen.
Gib, dass unser Leben gelingt
und es Dir zur Freude und Ehre gereicht.
Denn Du, unser GOTT, bist groß und gut.
Deine Liebe und Deine Güte kennt keine Grenzen
und Dein Erbarmen währet ewig.
Deine Weisheit ist unermesslich.
Deine Treue hält und trägt uns.
Schenke uns die Erkenntnis,
dass Du immer bei uns bist
und es immer gut mit uns meinst.
Heinz Pangels, 12/1994
WAS IST DAS LEBEN?
Ein schwedisches Waldmärchen
An einem schönen Sommertage war um
die Mittagszeit eine Stille im Wald eingetreten. Die Vögel steckten
Ihre Köpfe unter die Flügel. Alles ruhte. Da steckte der Buchfink sein
Köpfchen hervor und fragte: Was ist das Leben ? Alle waren betroffen
über diese schwere Frage. Eine Rose entfaltete ihre Knospe und schob
behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie Sprach: Das Leben ist eine
Entwicklung.
Weniger tief veranlagt war der
Schmetterling. Lustig flog er von einer Blume zur anderen, naschte hier
und dort und sagte: Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.
Drunten am Boden schleppte sich eine
Ameise mit einem Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst war, und
sagte: Das Leben Ist nichts als Mühe und Arbeit.
Geschäftig kam eine Biene von einer
honighaltigen Blume zurück und meinte dazu: Das Leben Ist ein Wechsel
von Arbeit und Vergnügen.
Wo so weise Reden geführt wurden,
steckte auch der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und sagte: Das Leben
ist ein Kampf in Dunkel.
Die Elster, die selbst nichts weiß.
und nur vom Spott der anderen lebt sagte: Was ihr für weine Reden
führt! Man sollte wunder weinen, wen Ihr für gescheite Leute seid!
Es hätte nun fast einen großen
Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der
sagte: Den Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen.
Dann zog er weiter zum Meer Dort
brandeten die Wogen und warfen sich mit Gewalt gegen die Felsen,
kletterten daran in die Höhe und warfen sich dann wieder mit
gebrochener Kraft ins Meer zurück und stöhnten-: Das Leben ist ein
stetes, vergeblichen Ringen nach Freiheit.
Hoch über Ihnen zog majestätisch ein
Adler seine Kreise, der frohlockte: Das Leben ist ein Streben nach oben.
Nicht weit davon stand eine Weide, die
hatte der Sturm schon zur Seite geneigt. Sie sprach: Das Leben Ist ein
Sich-Neigen unter eine höhere Nacht.
Dann kam die Nacht ...
Im lautlosen Flug glitt ein Uhu durch
das Geäst des Waldes und krächzte: Das Leben heißt, die Gelegenheit
nutzen, wenn die anderen schlafen.
Schließlich wurde es still im Walde.
Nach einer Weile ging ein Mann durch
die menschenleeren Straßen nach Hause. Er kam von einer Lustbarkeit und
sagte so vor sich hin: Das Leben Ist ein ständiges Suchen nach Glück
und Erfolg sowie eine Kette von Enttäuschungen.
Auf einmal flammte die Morgenröte In
ihrer vollen Pracht auf und sprach:
Wie Ich, die Morgenröte, der Beginn
den kommenden Tagen bin, ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.
DAS IST DAS LEBEN
keinen und aufbrechen
wachsen und sich entwickeln
sich entfalten und reifen
geben und nehmen
erwarten und verlangen
froh und glücklich sein
sich selbst annehmen
sich anderen öffnen
auf einander zugehen
sich einander zuwenden
auf einander eingehen
einander verstehen
den anderen ohne Vorbehalte annehmen
zu einander zärtlich sein
mit einander empfinden
sich beim anderen geborgen fühlen
einander vertrauen können
sich angenommen wissen
sich bestätigt fühlen
sich seiner sicher sein
sich anerkannt fühlen
lieben und geliebt werden
offen für den anderen sein
sich gegenseitig achten
mit einander sprechen
einander zuhören
sich selbst geben
mit einander fühlen
sich nahe sein
sich eins wissen
für den anderen da sein
in einander aufgehen
für einander einstehen
für den anderen alles geben
sich auf andere
einlassen
sich in andere hineindenken
mit ihnen fühlen
sich einfügen, ohne sich anzupassen
geduldig und ausdauernd sein
führen und verantworten
suchen und finden
sich freundschaftlich begegnen
gesellig und fröhlich sein
etwas gemeinsam unternehmen
gemeinsam etwas gestalten
für andere etwas schaffen
Gemeinschaft erleben und pflegen
sich zu etwas berufen
fühlen
gern arbeiten gehen
sich Aufgaben stellen
Ideen entwickeln
aufbauen und forschen
sich wandeln und fortbewegen
Schwierigkeiten bewältigen
Probleme lösen
sich ausruhen und
entspannen
Muße haben und sich besinnen
sich selbst begegnen
wahrnehmen und staunen
sich selbst begreifen
sich begeistern und froh gestimmt sein
sich bewegend wohl fühlen
etwas Atemberaubendes erleben
sich vom Schönen gefesselt fühlen
sich an etwas berauschen können
stürmisch vorwärtsdrängen
Innehalten und still sein
danken und bitten
jauchzen und frohlocken
anbeten und lobpreisen
ZUGLEICH ABER AUCH:
täuschen und enttäuschen
sich getäuscht sehen
sich hintergangen fühlen
sich plagen und abmühen
sich anderer bemächtigen
andere von sich abhängig machen
von anderen abhängig sein
auf andere angewiesen sein
sich anderen gegenüber ohnmächtig fühlen
anderen wehrlos ausgeliefert sein
von anderen eingeengt werden
auf andere eifersüchtig
sein
auf etwas begierlich sein
anderen etwas neiden
unglücklich und unzufrieden sein
krank und gebrechlich sein
sich abgeschrieben fühlen
an sich und anderen leiden
sich über andere ärgern
sich von anderen falsch behandelt fühlen
vor Kummer und Sorgen vergehen
nicht immer helfen können
über jemand trauern und Tränen vergießen
nicht weinen können
sich verdrossen fühlen
anderen das Leben schwer machen
streiten und hassen
sich bekriegen und verwüsten
sich verlassen und
einsam fühlen
auf andere warten müssen
an sich und anderen zweifeln
über sich selbst verzweifeln
hungern müssen und
ausgezehrt sein
vertrieben und obdachlos sein
sich erschlagen fühlen
sich betrogen sehen
sich eingesperrt fühlen
sich elend fühlen
sich ausgenutzt wissen
sich vor jemand grauen
mitunter quälend
langweilig
resignieren und gleichgültig werden
sich an etwas gewöhnen
lustlos und träge werden
mit sich Raubbau betreiben
sich für andere verschleißen
von anderen verschlissen werden
alt werden und müde sein
sich aufgeben und gehen lassen
sich selbst abschreiben
hoffnungslos dahinvegetieren
sterben und vergehen
wieder zu Staub werden
UND DENNOCH :
OHNE DIES ALLES IST KEIN LEBEN
UND OHNE LEBEN WARE DIES ALLES NICHT.
GÄBE ES KEINEN ANBRUCH DER EWIGKEIT
Heinz Pangels, 8.August
1989
GOTTES EBENBILD
Wie auch immer das Leben Dich lenkt,
was immer an Gewinn es Dir schenkt,
ob es Dir schmeichelt oder Dich traurig macht,
ob es Dich führen wird durch Licht oder Nacht:
der Liebe und Güte schäme Dich nimmer;
vom Abglanz Gottes ruht auf Dir ein Schimmer,
Von Gottes Antlitz trägst Du einen Schimmer,
von Gottes Leuchten bringst Du einen Schimmer.
Heinz Pangels, 11/1972
LEBEN BEDEUTET IMMER BEWEGUNG
Und hier komme Ich ganz konkret auf
Ihren Satz zurück, in dem Sie sagen: "Zu seinem eigenen Leben mit
allen Konsequenzen stehen, Ist ein Thema, das mich seit langem
beschäftigt, das aber nicht so leicht zu bewältigen ist!"
Das erfordert zunächst einmal eine
genaue Bestandsaufnahme, klare Erkenntnis der eigenen Grenzen und
Möglichkeiten und das notwendige Eingeständnis zur Einschränkung der
eigenen körperlichen Bewegungsfähigkeit, welches dann zur konkreten
Annahme der Gegebenheiten führen soll oder muss oder auch schlicht
führt, Indem Ich mich Innerlich klar dazu bekenne und ein JA dazu
spreche!
Das ist allerdings leichter gesagt als
getan. Es erfordert einen Reifungsprozess, der lange und schwierig ist,
der ein klares Denken voraussetzt und den Willen, sich entsprechend der
Einsicht für das Notwendige auf die gegenwärtigen Verhältnisse
einzustellen und das Beste daraus zu machen.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich noch
lange nicht soweit bin, meinen Zustand mit Gelassenheit anzugehen und
mich unveränderlichen Dingen zu beugen und sie anzunehmen.
Natürlich kommt hierbei auch hinzu
die Jeweilige Mentalität und die Erziehung, mit gewissen Dingen
umzugehen und sich den Realitäten zu beugen und diese zu akzeptieren.
Je länger ich darüber nachdenke,
desto mehr komme Ich zum gleichen Ergebnis der Überlegungen des Jahres
1989, in dem ich diesbezüglich formulierte: "Die Antwort darauf
muss jeder für sich selbst finden, eine für alle gültige Antwort gibt
es nicht, ich kann dem anderen meine Sicht als Hilfe anbieten, er muss
aber daraus für sich selbst eine Antwort finden, die erheblich von
meiner abweichen kann, weil jeder seine eigene Sicht und Erlebniswelt
hat."
Das bezieht sich nicht nur auf eine
Behinderung, sondern auf das ganze Leben, das mehr oder weniger
bewältigt werden will. Es erfordert letztlich ein JA zum Leben, ein JA
zu jeder Bewegung, die alle Höhen und Tiefen einschließt, mit dem
ungebrochenen Vertrauen, dass der Schöpfer allen Lebens uns allen seine
erhaltende Kraft verleiht!
LEBEN BEDEUTET IMMER BEWEGUNG! Wo sich
nichts mehr bewegt, ist kein Leben mehr, herrscht Stillstand, ist
Starre, ist alles tot!
Bewegung bedeutet sowohl in der Natur
als auch im menschlichen Leben Empfangen, Keinem, Wachsen und Gedeihen,
Blühen und Vergehen, Wind, Sturm, Eis und Schnee, im menschlichen Leben
kommen hinzu die Sinne, Gefühle, Stimmungen und Schwingungen, schlicht
alle Empfindungen, die sich in Höhen und Tiefen ausdrücken, was wir
mit "Freud und Leid" umschreiben.
Je nach unseren Anlagen und
Erkenntnissen sowie Ausprägung unserer Gefühle empfinden wir
Schwankungen mal mehr mal weniger. Mal sind oder fühlen wir uns schon
durch ein einziges Wort verletzt, mal kann uns das Schwerste nicht
erdrücken oder erschlagen. Es kommt also immer darauf an, wie wir
selbst zu uns stehen und was wir uns zutrauen, wieweit wir Innerlich
gefestigt sind! Hier spielen Erfahrungswerte eine große Rolle. Solange
wir leben, sind wir also ständig in Bewegung, bewegen wir uns mal mehr
mal weniger, mal frei mal eingeschränkt.
Leben bedeutet also immer
fortwährende und fortscheitende Entwicklung, ständige Veränderung,
immer wieder neu Schaffendes. Somit entstehen immer wieder neue
Situationen, die wiederum neue Anforderungen auslösen, denen wir uns
stellen müssen.
Leben ist demnach ein ständiges
Kommen und Gehen, ein Auf und ein Ab. Unsere Aufgabe ist es, diesen
ständigen Wechsel zu bewältigen. Wir sind also gezwungen, wollen wir
leben, immer "im Fluss", d. h. also fließend in Bewegung zu
bleiben.
Der Mensch ist von Gott in die
Ewigkeit für die Ewigkeit gesetzt; und unser Erdenleben ist eine
vorübergehende, sich entwickelnde und entfaltende Bewegung auf diese
Ewigkeit hin, Er hat uns aufgegeben, mit den von ihm uns verliehenen
Anlagen und Talenten und den daraus sich ständig neu entwickelnden
Erkenntnissen unser Sein zu erfüllen und letztlich auf ihn - unseren
Ursprung hinzustreben, Und dieses Streben treibt uns vorwärts, ist
ständiges Bewegen, hält uns in Atem.
Es ist geradezu natürlich, dass in
dieser Bewegung - wie in einem Fluss sich Wellen bilden - Höhen und
Tiefen entstehen, die durchgestanden werden wollen und auch müssen. Und
dazu ist es notwendig, sich auf diese Gegebenheiten, sprich: Realitäten
einzustellen, einzulassen und nicht dagegen zu stemmen, sich auch den
Tiefen zu stellen, in der Hoffnung, dass diese bald überwunden sind
oder mit der Kraft Gottes durchgestanden werden können, selbst wenn
diese länger andauern, als uns lieb ist und zunächst angenommen.
Es scheint mir daher wichtig zu sein,
unsere Spiel- und Bewegungsräume immer wieder neu zu ergründen, den
Realitäten anzupassen, damit wir selbst in der Einschränkung unserer
Bewegungen noch eine Chance haben und sehen, was noch möglich ist und
diese voll ausloten. Wenn wir uns so bewegen, werden wir erkennen, dass
noch vieles möglich ist, was wir gar nicht mehr für möglich gehalten
haben.
aus einem Brief an eine ehemalige
Krankenschwester
Heinz Pangels, 01.02.1993